Ökobilanz – Wirkungsabschätzung | Green ICT Courses

Die Frage, wie man Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) zukünftig nachhaltiger und ressourcenschonender gestalten kann, spielt in der Mikroelektronikindustrie aktuell eine zentrale Rolle. Um wichtige Begriffe und Prozesse bei der Bewertung grüner IKT-Systeme verständlich zu machen, haben Umweltexpert:innen für Elektronik- und IKT-Produkte des Fraunhofer IZM daher Schulungsvideos erstellt. In diesen Videos werden den Zuschauenden Basiswissen und Kompetenzen rund um das Thema Bewertung grüner IKT-Systeme vermittelt. Den Anfang der Videoreihe macht das Thema Ökobilanz – Wirkungsabschätzung. Jana Rückschloss, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Environmental and Reliability Engineering am Fraunhofer IZM, erklärt im Video die Grundlagen der Wirkungsabschätzung in der Ökobilanz-Methodik.

Warum Umweltbewertung?

Die Umweltbewertung (auch Ökobilanz oder Life Cycle Assessment (LCA) genannt) beschäftigt sich mit den Wirkungen, die Produkte auf die Umwelt haben.  Neben einer Vorstellung, welchen Einfluss das entsprechende Produkt auf die Umwelt hat, sollen so auch Ansatzpunkte ermittelt werden, um Produkte umweltschonender zu gestalten. Beim Erstellen einer LCA arbeiten die Forschenden immer in Szenarien mit Annahmen über Herstellung, Benutzung und Entsorgung von Produkten. Eine Umweltbewertung ist daher immer eine Momentaufnahme und keine generelle, dauerhafte gültige Bewertung. Die Ökobilanz ist zentral für umweltgerechtes Produktdesign, denn so können bereits bei der Produktkonzeption Umweltwirkungen mitgedacht werden.

Ablauf und wichtige Begriffe

In den ISO-Normen 14040/44 sind die Grundlagen der Ökobilanzierung festgehalten. Gemäß dieser Normen sind vor allem vier Begriffe dabei zentral.

©Fraunhofer IZM/ Fraunhofer Mikroelektronik

Bei der Wirkungsabschätzung geht es darum, Größe und Bedeutung von potenziellen Umweltwirkungen eines Produktsystems im Verlauf des Lebensweges des Produktes zu quantifizieren.

Die Auswahl der Wirkungskategorien beschreibt, auf welche Wirkungsbereiche sich die Untersuchung fokussiert. So kann z. B. analysiert werden, wie sich das Produkt auf den Klimawandel auswirkt oder auf den Verlust des stratosphärischen Ozons (»Ozonschicht«). Diese Schwerpunktsetzung ist folgenreich für die Ökobilanz, denn je nach gewählter Wirkungskategorie variieren auch die relevanten Wirkungsindikatoren. Die Auswahl der Wirkungskategorien erfolgt am Anfang der Studie und ist häufig davon bestimmt, welche Themen zum aktuellen Zeitpunkt besonders viel gesellschaftliche Aufmerksamkeit erfahren. Während beispielsweise in den 1980er Jahren die Sorge vor saurem Regen groß war, fokussieren sich heutige Ökobilanzen vor allem auf den Bereich Klimawandel, aber auch auf die Ressourcennutzung, die Landnutzungsänderung oder den Wasserverbrauch.

Der Wirkungsindikator für die Berechnung der Ökobilanz für die Wirkungskategorie Klimawandel ist das Global Warming Potential (GWP, deutsch: Treibhausgaspotenzial), das in CO₂-Äquivalenten ausgedrückt wird. Andere Kategorien erfordern wiederum andere Indikatoren.

Die Charakterisierungsfaktoren geben an, wie die Elementarflüsse der Sachbilanz schließlich auf den Indikatorwert umgerechnet werden, um – bezogen auf das Beispiel GWP – verschiedene Treibhausgase zu einander in Bezug setzen zu können.

Trotz mancher methodischen und praktischen Schwächen (z. B. unzureichende Datenverfügbarkeit) liefert die Ökobilanz wichtige Erkenntnisse und kann dabei helfen, Produkte umweltschonender zu gestalten. Für einen tieferen Einblick in das Thema empfehlen wir Euch das ganze Video.

©Fraunhofer IZM

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