#Chip Happens Podcast: Folge 1 | Unser Planet – Eigentlich nur einer von Milliarden

Große Probleme brauchen häufig ziemlich kleine Helfer. Der Podcast »Chip Happens – Kleine Dinge, die alles verändern« von Chipdesign Germany zeigt, wie Mikroelektronik und Chipdesign dabei helfen können, die drängenden Fragen unserer Zeit anzugehen –jederzeit nachvollziehbar und alltagsnah.
Das Format richtet sich an alle, die verstehen wollen, wie Technik im Hintergrund wirkt und dennoch zentrale Weichen stellt. Kluge Köpfe aus der Branche sprechen hierfür mit Moderator Sven Oswald über ihre faszinierenden Geschichten, geben überraschende Einblicke und zeigen hautnah die vielen Möglichkeiten, die unser Fachbereich bietet.

In der ersten Staffel »Klimacooldown« erfahrt ihr, wie Mikroelektronik uns im Kampf gegen den Klimawandel unterstützt. Hierfür starten wir ganz weit oben, mit einem Blick auf unseren Planeten aus dem Weltall, um anschließend noch mehr über Klima und Wetter, Daten und Rechenzentren oder Mobilität und Klimaschutz zuhause zu erfahren. Wir freuen uns sehr, dieses besondere Projekt als Partner zu begleiten.

©Chipdesign Germany

Die Wissensreise beginnt im Weltall!

Podcast-Host Sven Oswald nimmt uns mit in die unendlichen Weiten, genauer gesagt in die erdnahen Orbits.

Hier wird das Klima auf unserer Erde beobachtet, mit Satelliten – vollgestopft mit modernster Mikroelektronik liefern diese viel mehr als nur Bilder, wie Space-Expertin Dr. rer. nat. Nadya Ben Bekhti-Winkel (LinkedIn) von der Fraunhofer-Allianz Aviation & Space sehr anschaulich erklärt.

Auch Technologie, die eigentlich tief in die unendlichen Weiten des Alls schauen soll, um beispielsweise mehr über die Entstehung unseres Universums zu erfahren, hilft uns bei klimarelevanten Erdbeobachtungen. Durch die Messung von Gravitationswellen zeigt Prof. Gerhard Heinzel (Kontakt) vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik die Veränderungen des Eisschilds der Erde.

Auch wenn unser Planet nur einer von Milliarden ist, die Erde ist schützenswert und jeder, der selbst schon mal da oben im All war, hat diesen dringenden Wunsch die Erde zu schützen, wie Astronaut Matthias Maurer aus dem DLR-Podcast „Von der Erde ins All“ erzählt.

 

Zur Folge 1 – Unser Planet (Spotify)

Worum geht es in der Folge?

Gast zum Thema Satelliten: Dr. Nadya Ben Bekhti-Winkel von der Fraunhofer-Allianz Aviation & Space

Situation:

Die Erde ist auf absehbare Zeit unser einzig bewohnbarer Lebensraum – erreichbare Alternativen gibt es nicht. Umso dringlicher ist es, sie zu schützen. Der Klimawandel ist eine der größten Bedrohungen für natürliche Systeme weltweit. Um ihn überhaupt verstehen und bekämpfen zu können, braucht es neue Technologien, die Veränderungen frühzeitig sichtbar machen. Satelliten können hier wichtige Beobachtungen liefern.

Problemstellung:

Der Klimawandel trifft unter anderem die Landwirtschaft (Wasser- und Pestizideinsatz), Wälder (Brandgefahr), Artenvielfalt und viele Aspekte mehr. Die flächendeckende Überwachung, nahezu in Echtzeit liefert vor allem die Beobachtung mit Satelliten.

Lösungsansatz:

Das zentrale Element von Satelliten sind ihre Sensoren. Für präzise Beobachtungen benötigen wir Sensoren, die immer höher auflösen, immer empfindlicher reagieren und in verschiedensten Frequenzbereichen arbeiten können. Insbesondere Multispektralanalysen bieten hierbei große Chancen.

Möglich wird das nur durch kontinuierliche Weiterentwicklungen in der Mikroelektronik. Sie übernimmt dabei bspw. die Verarbeitung, Filterung und Auswertung der empfangenen Signale und macht es erst möglich, Informationen daraus zu gewinnen. Sie steuert den Satelliten und die Sensoren, kalibriert sie und macht sie so überhaupt erst einsatzbereit.

Weiterer Forschungs-/Entwicklungsbedarf / Aktuelle Projekte:

Ein spannendes Projektbeispiel: auch das Artensterben in unterschiedlichen Ökosystemen wird auf diese Weise untersucht. So wird sich das Verhalten von Weißrücken-Geiern zu Nutze gemacht, indem Biologging-Daten, KI und Satelliteninformationen gezielt kombiniert werden, um Essverhalten zu überwachen und Tierkadaver zu lokalisieren: echte Mensch-Tier-Maschine-Interaktion.

Aber auch die immer effektivere Datenverarbeitung an Bord der Satelliten braucht stets kluge Weiterentwicklungen, bei der die Mikroelektronik mithilft. Nur genau die Daten, die wir wirklich brauchen, sollten bei uns auf der Erde ankommen, um unnötige Emissionen zu vermeiden. Hier hilft selbstverständlich ebenfalls die Mikroelektronik mit ihren Lösungen mit.

Gast zum Thema Gravitationsmessung: Apl. Prof. Gerhard Heinzel vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik »Albert-Einstein-Institut«

Situation:

Eine besondere Methode zur Erdbeobachtung setzt nicht auf visuelle Sensoren, sondern auf Messungen kleinster Bewegungen, die durch die Schwerkraft entstehen. Seit 2018 wird dafür die LISA-Technologie (Laser Interferometer Space Antenna) im Rahmen der Mission GRACE-Follow-On eingesetzt – dem Nachfolgeprojekt von GRACE (Gravity Recovery and Climate Experiment).

Problemstellung:

Die Veränderung von Wasser- und Eismassen auf der Erde beeinflusst die Schwerkraft – allerdings in winzigsten Größenordnungen. Um diese messbar zu machen, braucht es extreme Präzision. Visuelle Sensoren stoßen dabei an ihre Grenzen.

Lösungsansatz:

GRACE-Satelliten fliegen mit mehreren Hundert Kilometern Abstand zueinander im Orbit – gesteuert allein durch die Erdanziehung. Mithilfe der LISA-Technologie kann ihr Abstand auf  höchste Genauigkeit (ungefähr von einem Atom) bestimmt werden. Wenn Störeinflüsse herausgerechnet sind, lassen sich nun präzise Rückschlüsse auf Schwerkraftveränderungen ziehen, die etwa durch die Eisschmelze in Grönland und an den Polkappen geschieht und den Flug der Satelliten verändert. Diese Veränderungen werden nun zur Klima- und Erdbeobachtung genutzt.

Weiterer Forschungs-/Entwicklungsbedarf / Aktuelle Projekte:

Bevor die Sensoren ins All starten, werden sie intensiv geprüft – unter anderem durch stundenlanges Testen unter Belastung. Denn Raketenstarts bringen selbstverständlich höchste Belastungen mit sich. Die Anforderungen an Genauigkeit und Robustheit an die Hardware (sensible Elektroniken / Optiken) machen weitere technologische Entwicklungen, insbesondere im Bereich Mikroelektronik, notwendig.


In der kommenden Folge 2 freuen wir uns schon auf das Thema »Daten als Treibstoff«.

Hierfür spricht Sven Oswald mit Béla Waldhauser von Rechenzentrumsbetreiber Telehouse u.a. über Chancen, Risiken und den Umweltimpact von KI.

Der zweite Gast ist Prof. Christian Mayr von der TU Dresden und Gründer der SpiNNcloud Systems GmbH: Er spricht über neue, besonders (energie-)effiziente Rechentechnologien wie dem neuromorphen Computing, das sich an der Funktionsweise des menschlichen Gehirns orientiert.

©Chipdesign Germany

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